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Wilhelm Busch

Waldlandschaft mit Hirten und zwei Kühen

Öl auf Papier auf Holz aufgezogen
2330,5

Verso: Klebezettel mit Bestätigung der Provenienz von Familie Nöldeke 1928, Bangel Nr. 1113/234

Der Erfolg Wilhelm Buschs als humoristischer Dichter, Zeichner und Karikaturist täuscht gerne darüber hinweg, welche Bedeutung die Malerei für sein Gesamtwerk und vor allem ihn selbst hatte. Im Œuvre des um Anerkennung als Maler bemühten Künstlers finden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts erste Naturstudien. Die zeitlebens anhaltenden Selbstzweifel über seine Malerei und die ausbleibende Anerkennung führte bereits in den 1860er Jahren zu einer ersten Einschränkung seiner Tätigkeit auf diesem Gebiet. In dieser Zeit entstand die weithin bekannte Bildergeschichte von Max und Moritz.1 Ende des Jahrzehnts zog es Busch zu seinem Bruder Otto nach Frankfurt, der im Haus des Bankiers Johann Daniel Heinrich Keßler und seiner sehr kunstinteressierten Frau Johanna als Erzieher arbeitete. Der Kontakt zur Familie Keßler ermutigte Wilhelm Busch, sich wieder ernsthaft mit der Malerei zu beschäftigen und mündete in eine lebenslange Freundschaft.2 Aber auch die Auseinandersetzung mit Frankfurter Künstlern wie Peter Burnitz, Victor Müller und Otto Scholderer sollten sich als fruchtbar erweisen.3 Diese Maler brachten über ihre Verbindung zur Schule von Barbizon und Gustav Courbet4 die neue französische Landschaftsauffassung mit in ihre Heimatstadt. Diese sollten Busch in seinen künstlerischen Auffassungen bestätigen.5 Jedoch blieb ihm weiterhin der Erfolg als Maler verwehrt, was 1877 endgültig zu der Selbsterkenntnis führte, dass er mit seiner spontanen und skizzenhaften Malerei keinen beruflichen Erfolg mehr haben würde. Die 1871 erlangte finanzielle Unabhängigkeit durch den lebenslangen Vertrag mit dem Bassermann Verlag ermöglichte es ihm, sich der Malerei fortan frei von den Zwängen des Kunstbetriebes zuzuwenden.6 Mit Buschs Rückkehr nach Wiedensahl in den 1880er Jahren begann sodann eine intensive Auseinandersetzung mit dieser, die von nun an ganz privaten Charakter für ihn hatte. In Abkehr zu den zuvor bevorzugten Genre- und Interieurdarstellungen wandte sich Busch der Landschaftsmalerei zu. Diese kleinformatigen Bilder seiner ländlichen Heimat prägten nun die produktivste Phase seines Schaffens, in die auch unser Gemälde zeitlich einzuordnen ist.7 Mit lebhafter Pinselführung erfasste Busch den vorliegenden Waldausschnitt. Selbstsicher kombinierte er die warmen Erdtöne mit zurückhaltenden Grün- und Blautönen. Die beiden Kühe fügen sich wie selbstverständlich in ihre natürliche Umgebung ein. Am Fuße des quer ins Bild ragenden Baumes findet sich ein Hirte in der für das Spätwerk prägenden roten Jacke wieder. Auch wenn Busch zu Lebzeiten Anerkennung für sein malerisches Œuvre zu wünschen gewesen wäre, so hat das Ausbleiben dieser doch dazu geführt, dass der Künstler – frei vom Zwang, sich dem Zeitgeschmack anpassen zu müssen – diese einzigartige Bilderwelt erschaffen hat, die heute von Sammlern so geschätzt wird.


  1. Gmelin, Hans Georg: Wilhelm Busch als Maler. Mit einem vollständigen Werkverzeichnis nach Vorarbeiten von Reinhold Behrens, Berlin 1980, S. 49.

  2. Ebd., S. 58.

  3. Peter Burnitz (1824–1886); Victor Müller (1830–1871) war eng mit Courbet befreundet und mit Otto Scholderer (1834–1902) verschwägert, der ebenfalls beste Kontakte nach Frankreich pflegte.

  4. Gustave Courbet (1819–1877).

  5. Gmelin 1980, S. 78.

  6. Ebd., S. 144.

  7. Ebd., S. 141.

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