zurück zur Übersicht

Simon Denis

* 1755 – † 1813

Blick auf die Sabiner Berge

Öl auf Papier auf Leinwand aufgezogen
39,525

Bezeichnet auf dem Keilrahmen : N 10

Der belgische Maler Simon Denis erhielt seine erste Ausbildung in Antwerpen bei dem Landschafts- und Tiermaler H.-J. Antonissen1. Im Laufe der 1780er Jahre begab sich der Künstler nach Paris und genoss dort die Förderung des Genremalers und Kunsthändlers Jean Baptiste Lebrun2. Mit dessen Unterstützung siedelte er 1786 nach Rom über, um bereits im Folgejahr aufgrund eines ausführlichen Artikels in dem in Rom erscheinenden Giornale per le Belle Arti die Aufmerksamkeit der Kunstkritik auf sich zu ziehen. Der Bericht hob neben Denisʼ genauer Beobachtungsgabe vor allem seine Stärken in der Lichtführung hervor. Neben dem Kontakt zu den in Rom ansässigen flämischen Künstlern – 1789 wurde er Mitglied der Fondation royale belge St.-Julien-des-Flamands – pflegte Denis vor allem einen engen Austausch mit den sich in Rom aufhaltenden französischen Künstlern. Für das Jahr 1789 ist eine Reise nach Tivoli mit der angesehenen französischen Porträtmalerin Élisabeth-Louise Vigée-Le Brun sowie dem Direktor der Französischen Akademie in Rom François Ménageot3 belegt.4
Sein hohes Ansehen ist neben der Aufnahme in die Accademia di San Luca in Rom 1803 und der Benennung als Hofmaler des 1806 zum König Neapels ernannten Joseph Bonaparte5 nicht zuletzt in einem Brief Schlegels an Goethe aus dem Jahr 1805 dokumentiert, der ihn als einen der besten in Rom ansässigen Landschaftsmaler hervorhebt.6 In seinen Werken, bei denen es sich meist um idealisierte Ansichten Roms, der Campagna sowie aus der Region um Neapel handelt, ist die Nähe zu französischen Zeitgenossen wie Jean-Joseph-Xavier Bidauld oder Jean-Victor Bertin7 spürbar. In der weiteren Umgebung der Tiberstadt fand Denis das Motiv für unsere ungemein frische und farbstarke Studie aus dem Sabiner Gebirge, die auch im Detail genaue Beobachtung und Sorgfalt in der Ausführung offenbart. Zunächst fallen die stark polarisierenden Licht- und Schattenzonen auf, die eine rechts und tiefer stehende Sonne suggerieren. Der Vordergrund ist in kräftigen hellen Grünwerten erfasst, in denen die gelbblühende Vegetation effektvolle Lichtpunkte setzt, bevor das Terrain steil abfällt. Die dahinter aufragenden Wände der bis in die oberen Regionen bewaldeten Berge sind der Sonne abgewandt und entfalten in dunklen Grünabstufungen visuelle Kraft. Auch hier legt Denis den Schwerpunkt auf farbige Wirkung. Verstärkt wird der Eindruck des Bergmassivs durch das zarte Blau der entfernteren Gebirgsregionen. Das Pentimenti an der Spitze des rechten Gipfels zeigt, dass es Denis auch um topographische Genauigkeit in der Wiedergabe ging. Eine der vorliegenden Studie sehr verwandte Variante zeigt den markanten Berg mit nach links geneigtem Kamm zentral in der Mitte, nun von einem näheren und tieferen Standpunkt aus.8


  1. Hendrik-Jozef Antonissen (1737–1794).

  2. Jean-Baptiste-Pierre Lebrun (1748–1813).

  3. Élisabeth-Louise Vigée-Le Brun (1755–1842) und François-Guillaume Ménageot (1744–1816).

  4. Kat. Ausst. In the Light of Italy. Corot and Early Open-Air Painting, National Gallery of Art Washington 1996, New Haven 1996, S. 145.

  5. Joseph Bonaparte (1768–1844) war der älteste Bruder Napoleon Bonapartes und von 1806–1808 König von Neapel sowie 1808–1813 König von Spanien.

  6. Thieme, Ulrich/Becker, Felix (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 1912, Bd. IX, S. 72.

  7. Jean-Joseph-Xavier Bidauld (1758–1846) und Jean-Victor Bertin (1767–1842).

  8. Simon-Joseph-Alexandre-Clément Denis: Blick zu den Sabiner Bergen, Öl auf Papier auf Leinwand aufgezogen, 38,5 x 25,5 cm, Bez.: (Inv.-Nr.) C58 (u.r. in Rot); Sotheby’s New York, 13./14.6.2007, Lot-Nr. 117.

zurück zur Übersicht