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Johann Conrad Seekatz

Hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten um 1765

Öl auf Holz
26,436

Ausgehend vom zweiten Traum Josephs, der den Bethlehemitischen Kindermord des Herodes vorhersagt, begibt sich die Heilige Familie auf die Flucht nach Ägypten.1 Was in den Evangelien von Matthäus (2, 13–23) und Lukas (2, 39) nur mit wenigen Worten Erwähnung findet, wird im Evangelium des Pseudo-Matthäus detailliert geschildert und ermöglicht uns eine genaue Bestimmung, welchen Moment der Flucht nach Ägypten Johann Conrad Seekatz darstellt. Am dritten Tag der Reise ruht die Heilige Familie unter einer Palme, die sich auf Geheiß Christie verbeugt, sodass Maria von ihren Früchten zehren kann, und Wasser zum Trinken um ihre Wurzeln herum freigibt.2 Beim Aufbruch am nächsten Tag sprach Christie als Dank zur Palme: „Dies Vorrecht gebe ich dir, Palme, daß einer von deinen Zweigen von meinen Engeln weggetragen und im Paradies meines Vaters eingepflanzt wir.“3 Auch wenn der Engel links im Bild deutlich einen Palmenzweig in der Hand hält, so hat Seekatz für den Ort der Rast am rechten Bildrand einen Baum gewählt, wie er in der deutschen Heimat des Künstlers zu finden ist. Bei genauer Betrachtung entdecken wir am Boden zwischen dem Esel und Joseph auch eine kleine Wasserader, die der Baum nach Christies Aufforderung der Heiligen Familie darbietet, um deren Durst zu stillen.4 Der aufbrechende Himmel, flankiert von den göttlichen Erscheinungen der Engel, kann als Verweis auf das Paradiesische und Himmlische verstanden werden, das mit seinem Licht die Familie in der dunklen und zuweilen gefährlichen Landschaft beleuchtet.


  1. Matthäus 2, 13.

  2. Vergleiche: Johann Conrad Seekatz „Ruhe auf der Flucht“, um 1758, Öl auf Leinwand, 28,3 x 21,4 cm im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Inv. Nr. GK 905.

  3. Schneider, Gerhard: Evangelia Infantiae Apocrypha, Freiburg im Breisgau 1995, S. 213 f., Kap. 20.

  4. Ebd. Kap. 20.2.

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