Januarius Zick
Kreuzigung, Golgatha
Unten links (auf dem Stein) bezeichnet: Johannes. Cap: 19 V 24, 25, 26 / Lucä Cap. 23, V 36, 38
Wie die Bezeichnungen im Bild erläutern verbildlicht die Szene korrespondierende Textstellen der Evangelien von Johannes1 und Lukas2. Michael Brötje, der die Beziehung der Darstellung zu Anthonis van Dycks Kreuzigung Christi in der St.- Rombouts-Kathedrale von Mechelen überzeugend herausgearbeitet hat, datiert das vorliegende Gemälde zwischen 1770– 1775.3 Die Wurzeln für starke Hell-Dunkel-Kontraste, die Zicks Bildwerke charakterisieren, liegen in der niederländischen Malerei. Auch dieses Golgatha, in dem Christus als Lichtgestalt inszeniert ist, bestimmen starke Beleuchtungseffekte. Dem Sterbenden sind die weinenden Marien, die beiden Häscher und mehrere Waffenträger, die teilweise das Geschehen beobachten oder bereits um die Kleider würfeln, beigeordnet. Christus scheint seinem Tod und dem Himmel bereits sehr nah zu sein. Sein Licht strahlt auf jene ab, die noch auf Erlösung hoffen dürfen, während die Soldaten, ganz ihrem schändlichen Spiel und ihrer menschlichen Gier hingegeben, in eine dunkle Schattenzone verbannt sind. Das Werk veranschaulicht Zicks Meisterschaft exemplarisch, etwa in der subtilen Behandlung der Stoffe oder den Szenen, die sich in den dunklen Bildpartien abspielen. So entstand auf relativ engem Raum eine vielfigurige, detailreiche Komposition mit komplexen Handlungs- und Erlebnissträngen. Dem Sohn eines Freskomalers,4 der zunächst eine Maurerlehre durchlaufen hatte, war der Bezug zum Wandbild in die Wiege gelegt. Orientierte sich sein Vater wesentlich an barocken Vorbildern, vorzugsweise an den Brüdern Asam,5 so favorisierte Januarius Zick Rembrandt, mit dem er sich ab der Mitte des Jahrhunderts befasste. Ungewöhnlich erscheint aus heutiger Sicht, dass sich Zick zuerst nach Paris begab,6 ehe er die obligatorische Reise nach Italien antrat. Dort kopierte er vor allem Werke von Antoine Watteau.7 In Paris lernte er den Kupferstecher Christian von Mechel kennen, mit dem er über die Schweiz zu Anton Raphael Mengs (1728–1779) nach Rom reiste. Nach seiner Rückkehr in die Heimat gelang Zick der Aufstieg zu einem anerkannten Maler. Mit Wand- und Tafelbildern für das Schloss Engers bei Neuwied,8 das Kloster Ottobeuren9 und die Kapelle des Waisenhauses in Essen-Steele110 machte sich der Künstler bald einen Namen. Dank guter Verbindungen zu Adel und Kirche herrschte für ihn kein Mangel an Aufträgen, die er überwiegend im süddeutschen Raum ausführte. 1762 wurde Zick zum Kurfürstlich-Trierer Hofmaler in Ehrenbreitstein ernannt, wo er auch bis zu seinem Lebensende weilte.
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Johannes Kapitel 19, Vers 24–26.
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Lukas Kapitel 23, Vers 36–38.
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Brötje, Michael: Zur künstlerischen Aussage der Werke des Januarius Zick, in: Kat. Ausst. Januarius Zick. Gemälde und Zeichnungen. Städtische Galerie in der Reithalle, Paderborn 2001, S. 45; dagegen schlug der Verfasser des Werkverzeichnisses, Josef Straßer, aufgrund von Farbigkeit und Malweise 1760 als Entstehungsdatum vor. Vgl. Straßer, Josef: Januarius Zick 1730–1797. Gemälde, Graphik, Fresken. Weißenhorn 1994, S. 375.
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Johannes (Johann) Zick (1702 Lachen – 1762 Würzburg) war um die Jahrhundertmitte im süddeutschen Raum tätig, u. a. auch in der Würzburger Residenz.
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Cosmas Damian Asam (1686–1739) und Egid Quirin Asam (1692–1750).
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Der Aufenthalt in Paris ist für das Jahr 1757 bezeugt.
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Kat. Ausst. Die Entdeckung der Wirklichkeit. Deutsche Malerei und Zeichnung 1765–1815, Museum Georg Schäfer Schweinfurt 2003, S. 218.
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Ausführung der Fresken im Jahr 1760.
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Altarbilder für die Klosterkirche 1766.
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Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung, 1764 gegründet.
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