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Heinrich Hasselhorst

Italienerin mit Korallenkette, um 1863

Öl auf Leinwand
4937

Signiert unten links: JHasselhorst (Ligatur)

Im Zuge seiner Italienreise zwischen 1855 und 1860 hatte Johann Heinrich Hasselhorst die Lebensverhältnisse der dortigen Bevölkerung intensiv studiert und fertigte neben Landschafts- auch zahlreiche Frauenstudien an. In dem sehr wahrscheinlich nach seiner Rückkehr entstandenen Bild greift er auf eine in der Mitte des 19. Jahrhunderts gängige Darstellungsweise eines bestimmten Frauentyps zurück, der bereits bei den Nazarenern zu finden ist. Der zumeist männliche Reisende aus dem nordalpinen Raum glaubte neben der Schönheit auch eine von der Zivilisation noch nicht verdorbene Weiblichkeit zu entdecken, die ihm als Projektionsfläche für seine Sehnsüchte diente.1 Jedoch stellt Hasselhorst in unserem Bild nicht das Äußerliche in den Vordergrund, vielmehr bemüht er sich, das Individuum und seine Emotion zu betonen. Der dunkle Hintergrund anstelle eines üblichen Landschaftsausblickes begünstigt dies ebenso wie die Wahl des Büstenporträts als Bildausschnitt. Die für jene Darstellungen so beliebte italienische Tracht ist einem zurückhaltenden Gewand gewichen. In dem leicht nach unten gesenkten Blick der Frau ist Melancholie spürbar. Das von oben einfallende Licht wird in ihrem tiefschwarzen Haar sowie der bescheidenen Spange und dem Ohrschmuck reflektiert. Lediglich die rote Korallenkette sticht hervor und belebt in ihrer ausgeprägten Farbigkeit jene Intimität, die der Künstler zwischen dem Betrachter und der Dargestellten herzustellen wusste.


  1. Kat. Ausst. Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1806–1866, Museum Giersch Frankfurt, 25.9.2000 bis 21.1.2001, Frankfurt 2000, S. 162

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