Friedrich Ernst Morgenstern
Abend bei Ostende
Datiert und monogrammiert unten links:
- Juli Ostende FEM*
Friedrich Ernst Morgenstern (* 17. Januar 1853 in Frankfurt am Main; † 26. Mai 1919 ebenda) war der letzte Abkömmling der berühmten Frankfurter Malerfamilie.1 Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts hatte die Malerdynastie Morgenstern fünf Generationen von Künstlern hervorgebracht, die künstlerischen Fertigkeiten des Vaters wurden jeweils an den Sohn weitergegeben. Im Gegensatz zu seinem Vater, dem Landschaftsmaler Carl Morgenstern, war Friedrich Ernst Morgenstern von der neuen Kunstströmung jener Zeit, dem Impressionismus, fasziniert. Doch erst nach dem Tod Carl Morgensterns 1893 gelang es ihm einen individuellen, von der französischen Pleinair-Malerei beeinflussten Malstil zu entwickeln.2 Als herausragender Marinemaler erreichte Friedrich Ernst Morgenstern schließlich vollständig künstlerische Eigenständigkeit.3 Auf seinen Studienreisen nach England, Schottland, Belgien, in die Niederlande und Normandie sowie an die Ostseeküste entstanden zahlreiche Darstellungen der nördlichen Meere.4 So zeigt auch das vorliegende Ölgemälde die stimmungsvolle Momentaufnahme eines Sonnenuntergangs bei Ostende.5 Auf Basis einer hellen Farbpalette und mit sichtbar lockeren Pinselstrichen fängt Morgenstern das harmonische Licht- und Farbenspiel der sommerlichen Abendszene ein. Himmel und Meer werden eins, spiegelt sich doch das warme Licht der Abendsonne und die zartrosa Wolken auf der ruhigen Wasseroberfläche. Selbst die vereinzelten Segelschiffe am Horizont verschmelzen mit dem leuchtenden Abendrot dieser eindrucksvollen Freilichtmalerei. Allein die Boote im Vordergrund des Gemäldes stechen aufgrund ihrer dunklen Färbung hervor, jedoch sind sie auf der unendlichen Weite des Meeres nur Staffage.
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Kat. Ausst. Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1867-1918, Haus Giersch – Museum Regionaler Kunst 2001-2002, Frankfurt am Main 2001, S. 281.
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Hock, Sabine/Frost, Reinhard (Bearb.): Morgenstern, Friedrich Ernst, in: Klötzer, Wolfgang (Hrsg.): Frankfurter Biographien. Personengeschichtliches Lexikon, Frankfurt am Main 1996, Bd. 2, M-Z, S. 63f.
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Ebd., S. 64.
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Kat. Ausst. Kunstlandschaft Rhein-Main 2001, S. 281.
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Ende des 19. Jahrhunderts galt die Hafenstadt Ostende als Königin der Seebäder. Die belgische Königsfamilie verbrachte hier ihre Sommerfrische und in der Folge wurde das Seebad zum Inbegriff des Mondänen.
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