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Carl Morgenstern

* 1811 – † 1893

Venedig

Öl auf Leinwand
2943

Signiert und datiert unten rechts: C. Morgenstern 1868

„Den Eindruck, den mir Venedig machte, kann ich nicht beschreiben; wie hingezaubert steigen die pompösen venezian. Paläste aus dem Wasser (...)“1 , schrieb Carl Morgenstern 1837 an seine Eltern, als er auf seiner Rückreise von Rom das erste Mal die Lagunenstadt erblickte. Bei seinem ersten Aufenthalt entstanden nur wenige Zeichnungen, sowie vereinzelt Aquarelle, die ihm in den frühen 1840er Jahren in der Heimat als Vorlage zu seinen ausgeführten Atelierbildern dienten.2 Ergiebiger sollte die zweite Venedigreise von 1846 sein, von der auch Ölstudien überliefert sind.3
Stellte Morgenstern in seinen Venedigdarstellungen bisher meist die genaue Wiedergabe von der Architektur der Paläste und Kirchen in den Vordergrund, stets beleuchtet durch warmes Sonnenlicht, so wählt er in diesem 1868 entstandenen Gemälde einen anderen Schwerpunkt. Vom bewölkten Himmel verdeckt bricht sich das Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne über dem Canale della Giudecca. Die Kirche San Giorgio Maggiore am linken Ufer liegt noch im Schatten, ebenso der Vordergrund, aus dem heraus eine Barke in das sich im Kanal spiegelnde Sonnenlicht gleitet. In der Bildmitte streift das Licht bereits vereinzelt über die berühmte Kirche Santa Maria della Salute und das vorgelagerte niedrige Gebäude der Dogana. Unmittelbar scheint der festgehaltene Moment, in dem sich die Silhouette der Bauwerke im Spiel aus Licht und Schatten verändert. Rechts hat das Sonnenlicht den Dogenpalast und den dahinter herausragenden Campanile von San Marco schon in ihr warmes Licht getaucht. Es ist dieses Schauspiel aus Wolken, Licht und Wasser, das Morgenstern faszinierte und gekonnt wiedergibt. Die Architektur wirkt hierin zurückhaltend, teilweise fast kulissenhaft, ohne jedoch ihren Wiedererkennungswert einzubüßen.


  1. Brief Carl Morgensterns an seine Eltern vom 07.10.1837, Transkription Inge Eichler, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt.

  2. Kat. Ausst. Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei seiner Zeit, Museum Giersch, Frankfurt 2011, Petersberg 2011, S. 185.

  3. Vgl. Kat. Ausst. Carl Morgenstern und die Landschaftsmalerei seiner Zeit, Museum Giersch, Frankfurt 2011, Petersberg 2011, S. 186 Abb. 77.

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