Anton Radl
Gebirgstal mit Wasserfall
Signiert unten rechts: A. Radl
Sonnenlicht beleuchtet die Partie, an der das Wasser den Berg hinunterzustürzen beginnt. Entfesselt trifft es am Fuße auf den Grund und die durch das stetig tosende Wasser aus dem Massiv herausgelösten Felsbrocken. Verdeckt von einem mächtigen Baum beruhigt es sich, um wieder von Sonnenlicht beleuchtet eine kleine Stufe hinunterzufließen. Scheinbar unbeeindruckt von dem kraftvollen Schauspiel neigt sich die Eiche dem Wasser entgegen, dass ihre großen Wurzeln versorgt und doch auch ihr Fundament bedroht. Fast schon verloren wirkt die Staffage im idyllisch anmutenden Tal im rechten Mittelgrund, klein und unbedeutend im Angesicht der Gipfel, die sie umgeben, und der alles beherrschenden Macht des Wasserlaufs im Vordergrund. Mit dem Wasserfall eröffnet Anton Radl eine Spannungskurve, die er über den sich beruhigenden Bach in einen Ausblick in das friedvoll wirkende Tal mit saftigen Wiesen ausklingen lässt. Eingefasst wird dieser durch die drei jungen Bäume rechts im Bild, welche die gesamte Komposition verdichten. Die Landschaftsauffassung Anton Radls bewegt sich im Spannungsfeld zwischen idealistischer Malerei des 18 Jahrhunderts und naturalistischer Malerei des 19. Jahrhunderts. Er verbindet klassisch idealisierende Stilmittel1 mit realistischen und teils vedutenhaften Darstellungen und bewegt sich somit zwischen den üblichen kunsthistorischen Klassifizierungen. Auch wenn er als Vorbild die „[…] große[n] Lehrmeisterin Natur, die ich oft und eifrig besuchte […]“2 und somit die Wirklichkeit sieht, lässt er doch die Tradition ihrer Darstellung als Schönheit im klassischen Sinne mit einfließen.3
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Radls Zeitgenosse Jakob Philipp Hackert (1737 Prenzlau – 1807 Florenz), in der Tradition von Poussin und Lorrain stehend, sei hier beispielhaft erwähnt.
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Radl zitiert nach Wilhelm Amandus Beer: Anton Radl. Zum 50. Todestag (4. März1902), in: Frankfurter Zeitung, 4.3.1902, 1. Morgenblatt.
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Kat. Ausst. Anton Radl 1774–1852 Maler und Kupferstecher, Museum Giersch, Frankfurt am Main 2008, Petersberg 2008, S. 50.
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