Anton Radl
Falkenstein
Signiert unten rechts: A Radl
„Höchst schätzbare Aquarellzeichnungen […], Gegenden um Frankfurt sowie anmutige Täler des Taunusgebirges vorstellend, welche, obgleich nach der Natur gezeichnet, doch an geschmackvoller Wahl des Gegenstandes, an kunstgemäßer Austeilung von Licht und Schatten sowie der Farbe nichts zu wünschen übriglassen“1, befand Johann Wolfgang von Goethe über die Werke Anton Radls. Das Zitat des Dichters erfasst die beginnende Loslösung von den klassischen Idealen einer in der Tradition Claude Lorrains (1600–¬¬¬1682) stehenden Landschaftsauffassung des 18. Jahrhunderts hin zu einer realistischeren Darstellungsweise, eben jene Pole, zwischen denen sich auch Anton Radl bewegte. Aufgrund seiner Ausbildung beim renommierten Frankfurter Kupferstecher Johann Gottlieb Prestel (1739–1808) mit den vorherrschenden Vorstellungen des ausgehenden Jahrhunderts vertraut, fand er jedoch zugleich durch ein ausgeprägtes Freilichtstudium zu einem vedutenhaften und somit wirklichkeitsgetreueren Stil.2 Die Ansicht von Falkenstein spiegelt dies wider. Nach Norden aus dem Tal blickend, ragt wiedererkennbar die Ruine der Burg Falkenstein auf dem Hügel empor. Sind das pittoreske Motiv der Burg sowie die Topographie wirklichkeitsgetreu wiedergegeben, so greift doch die von Goethe beschriebene Aufwertung der Natur durch die geistreiche Hand des Künstlers ein. Wohl geordnet, mit den Werten des englischen Landschaftsgartens vertraut, baut der Künstler seine Komposition auf. Mit Bedacht werden die Bäume und das belebende Element der Staffage platziert. Anton Radel gehört mit zu den künstlerischen Entdeckern des Taunus und stellte diesen in zahlreichen Arbeiten dar.